Knoten Leipzig
Der Eisenbahnknoten Leipzig besitzt eine nun mittlerweile über 185-jährige Geschichte. Als 1839 die erste deutsche Fernbahn Leipzig – Dresden nach 4 Jahren Bauzeit in Betrieb ging, war Leipzig eine der ersten deutschen Städte überhaupt mit Bahnanschluss. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurden Strecken in alle anderen Landesteile eröffnet. Mit zunehmendem Verkehr waren alsbald die Bahnhöfe am Limit ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Nach der Jahrhundertwende begannen die Planungen einen großen Zentralbahnhof zu errichten. Er wurde schließlich am 4. Dezember 1915 feierlich eröffnet. Damals wurde der Bahnhof aufgrund politischer Differenzen in eine sächsische und eine preußische Hälfte eingeteilt, weswegen er zwei große Empfangshallen besitzt, welche bis heute das Bild des Bahnhofs prägen.
Bereits um 1900 war die Idee den Bayrischen Bahnhof im Süden des Zentrums mit dem Hauptbahnhof unterirdisch zu verbinden. Im Bereich des Hbf wurde bereits ein Tunnel, samt Zufahrtsrampe, angelegt. Jedoch verhinderte der Erste Weltkrieg weitere Arbeiten an diesem Projekt. Auch in den nachfolgenden Jahrzehnten waren Mittel begrenzt und die Prioritäten anders gesetzt. Im Jahr 2021 wird aufgrund von Baufälligkeit diese über 100 Jahre alte Bauvorleistung verfüllt werden.
Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde die Idee des Citytunnels erneut aufgegriffen. Diesmal sollte der Tunnel aber in der Westseite des Hauptbahnhofs beginnen. Zusammen mit der anstehenden Umsetzung des VDE 8 wurde der Knoten Leipzig in weiten Teilen von Grund auf erneuert. Dies waren im Folgenden:
Bereits 2003 wurde angefangen, sämtliche Altanlagen der Leit- und Sicherungstechnik durch neue elektronische Stellwerkstechnik zu ersetzen. Dies war Voraussetzung für die Bauarbeiten in den folgenden Jahrzehnten, umso eine betriebliche Flexibilität zu gewährleisten.
Als Herzstück des S-Bahn-Netzes Mitteldeutschland wurde der Bau des Citytunnels ebenfalls 2003 begonnen. Zuerst wurde das Gelände der Bayerische Bahnhofs von seinen Gleisanlagen befreit, nachdem 2001 letzte Personenzüge verkehrten. Gleichzeitig wurden im Hbf die Gleise 1-5 außer Betrieb genommen und die Baugrube für die Station ausgehoben. In den Jahren 2007 und 2008 kämpfte sich die Tunnelbohrmaschine Leonie zweimal durch den Untergrund. Schlussendlich ging der Tunnel im Dezember 2013 in Betrieb.
Um In den Tunnel einfahren zu können, mussten tangierende Maßnahmen realisiert werden. Im Gleisvorfeld des Hbf wurden die zwei Zufahrtsrampen aus Richtung Gohlis und Messe errichtet. Dabei war dies eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, da es unter anderem zu Setzungen kam, die den Bau verzögerten.
Des Weiteren wurden die sogenannten NEM, netzergänzende Maßnahmen, durchgeführt. Wobei es sich hier um eine grundhafte Erneuerung bestehender Infrastruktur handelt. Dazu zählen große Teile des Güterrings, auf denen vorher bereits die S-Bahn Leipzig verkehrte. Besonders der Ausbau am südlichen Ende der Stammstrecke ist von entscheidender Wichtigkeit, da Connewitz und Stötteritz betrieblich als Endpunkte vorgesehen sind.
Damit der Fahrzeitvorteil des VDE 8 und VDE 9 nicht im Knoten Leipzig verpufft, musste das Gleisvorfeld entsprechend begradigt werden. Besonderheit war hier, dass Züge nach Dresden durch einen Tunnel fahren mussten, welcher allerdings eine hohe Neigung aufwies. Um zukünftig ebenerdig auszufahren, wurde so das ganze westliche und mittlere Gleisvorfeld, sowie der Fernbahnausfahrt nach Dresden grundlegend neu gebaut. Damit können die Züge mit höheren Geschwindigkeiten ein- und ausfahren.
Im Anschluss daran wurde noch der nördliche Zulauf von Berlin bzw. Erfurt neugebaut. Dabei wurde der Haltepunkt Essener Straße neu errichtet, um den Leipziger Norden besser ans Bahnnetz anzubinden. Zudem wurde die EÜ Essener Straße nach gut 100-jähriger Betriebszeit neugebaut.